Selen – Mangel oder Vergiftung?
Selen – ein Halbmetall, chemisch eng verwandt mit dem Schwefel, in den 40ern noch als krebserregend eingestuft, gilt es heute als lebensnotwendiges und essentielles Spurenelement.
Im Stoffwechselgeschehen ist es enzymatisch als Baustein der sogenannten Selenproteine von großer Bedeutung, es gilt auch als starkes Antioxidant und kann Schadstoffe neutralisieren z.B. Metalle wie Cadmium und Blei. Wahrscheinlich erfüllt Selen weitere wichtige Funktionen im Körper, diese sind wissenschaftlich nicht ausreichend erforscht.
Ob im Hunde- oder Pferdefutter, kaum eines dieser Produkte kommt ohne eine Beimischung von Selen aus, denn Deutschland ist Selenmangelgebiet, so liest man immer wieder. Das Halbmetall Selen kommt am häufigsten in tierischen Eiweißen vor, was eine zusätzliche Versorgung natürlicher Selenverbindungen für reine Pflanzenfresser schwierig macht.
Wie viel Selen ist genug?
Blutwerte als Grundlage zur Bestimmung von Mindestmengen an Spurenelementen heranzuziehen, ist gerade bei Selen fast unmöglich. Selen wird hauptsächlich In Leber, Milz sowie Niere und der Muskulatur gebunden, durch z.B. Nahrungsaufnahme kommt es zu kurzfristigen Anstiegen der Selenkonzentration im Blut. Auch der Mangel an anderen Spurenelementen führt zu „falschen“ Selenwerten.
Nicht einmal die verschiedenen Labore sind sich über die einzuhaltenden Grenzwerte einig, diese reichen von 28-133µg/l bis hin zu 140-250µg/l und die US-Werte liegen bei 60-300µg/l.
Die US-Werte liegen dem Durchnittswert von Pferden im selenreichen sogenannten „Weizengürtel“ dem Wheat Belt der USA zu Grunde, diese sind kaum aussagekräftig. Aber genau in dieser Region der USA wurden nach allgemeinen Angaben, die Selen-Mindestmengen für Pferde ermittelt! Daraus ergibt sich, dass alle unsere Pferde laut diesem willkürlich definierten Wert unter einem Selenmangel leiden, obwohl der größte Teil sich bester Gesundheit erfreut.
Man sollte festhalten, das auch die Mindest-Bedarfsmenge an Selen für den Menschen ein reiner Schätzwert ist, da der Mindestbedarf nie ermittelt werden konnte!
Ein Leben unterhalb der Fütterungsempfehlung
Wie auch bei anderen Nährstoffen, ist auch hier zu sehen wie unstimmig und unnütz solche Grenzwerte und Fütterungsempfehlungen sind. Bestes und beliebtes Beispiel sind die Trakehner, leistungsstark und zäh, lebten sie ursprünglich aus Trakehnen kommend in einem Gebiet mit derartig niedrigem Selengehalt, das sie laut Selen-Fütterungsempfehlung längst ausgestorben sein müssten – hat ihnen wohl noch niemand gesagt!
Am Rande der Toxizität
Eine Selenzufuhr von täglich 2 mg bei Pferden (500kg) gilt als Grenze zur chronischen Toxizität und sieht man sich allgemeine Fütterungsempfehlungen so kommt man bei einem 500kg schweren Tier auf einen empfohlenen Wert von 1,5 mg. Ein riskantes Spiel mit der Gesundheit unserer Tiere, wenn man bedenkt das die Grundlage dieser Empfehlung ein Schätzwert ist!
Man kann nicht absprechen, das es Tiere mit einem Selenmangel gibt, dies ist aber meist auf schadstoffbelastete Futtermittel zurückzuführen, denn diese führen zu verstärkten Entgiftungsprozessen und damit verbunden erhöhten Selenverbrauch.
Herzmuskelerkrankungen, Zellschäden an der Skelettmuskulatur, steifer Gang, unspezifische Lahmheit sowie plötzlicher Welpen- oder Fohlentod, als auch eine plötzliche Immunschwäche könnten Anzeichen einer Selenunterversorgung sein.
Kurioserweise ähneln diese Symptomen denen der der Selenose – der Überversorgung mit Selen.
Es kommen aber weitere hinzu wie die schlechte Hufqualität mit ringförmiger Einschnürung die schlimmstenfalls zum Ausschuhen führt, Neigung zu Hufgeschwüren und vermehrte Rehe-Anfälligkeit, Gewichtsverlust, Koliken, Durchfall sowie Sehstörungen bis zur Blindheit. Weitere Symptome die Auftreten könnten wären: Krallen- und Hufmissbildungen von Neugeborenen, Haarverlust, Nieren- und Leberschädigungen
Seien Sie kritisch wenn Ihnen jemand sagt, dass Ihr augenscheinlich gesundes Pferd einen Selenmangel aufweist.
Seien Sie kritisch gegenüber einer Fütterungsempfehlung, die zu einer Selenüberversorgung führen könnte, gerade Spezialfutter mit erhöhten Selenbeimischungen überschreiten die Schwelle zur chronischen Toxizität.